Kanaren-Powertörn 7.bis 14. Dezember 2019
Aus dem nasskalten Deutschland mitten in der Adventszeit auf die Kanaren abdriften und an Bord der Segelyacht „SKIATHOS“ (Skipperteam) anheuern!? Eine Woche lang, 7 Tage und 7 Nächte, mit einer bunten 7-köpfigen Crew Sonne, Wind und Wellen und die fantastische Inselwelt genießen!?
Mein Mann Peter und ich haben es erlebt und wir sind immer noch beeindruckt von dieser außergewöhnlichen, intensiven Erfahrung mit tollen Menschen und der rauen Natur!
Obwohl wir wenig Segelerfahrung mitbrachten hat die Crew uns aufgenommen und wir sind immer noch begeistert! Der Kopf wird frei von Internet, Büroalltag und Belanglosigkeiten, es zählt nur noch: wann reffen wir die Genua wegen der nahenden Düse des Nord-Ost-Passats? Erspüre die Kraft der nächsten Welle ohne vom Kurs abzudriften! Unser Skipper Rainer Prehn formte aus uns in wenigen Tagen eine engagierte Seemannschaft.
Samstag: Anreisetag, Kennenlernen, gemeinsames Einkaufen für die Woche, Dinner im Hafen von San Miguel, Teneriffa-Süd und erste Nacht an Bord!
Sonntag: Nach dem Frühstück ausführliche Sicherheitseinweisung, dann ablegen, gleich bei der Hafenausfahrt in San Miguel präsentierte sich mit Macht der Nord-Ost-Passat in der Düse zwischen Teneriffa und Gran Canaria: „tadaaa! Hier bin ich!“ und wir wussten nun, was Rainer mit „kein Bikini-Törn!“ meinte….! Egal, 11:30 Uhr Segel hissen mit Kurs auf La Gomera. Eine Stunde später segelten wir mit sanfter Brise im Windschatten des gewaltigen Teide-Massivs dahin und zur Freude aller begrüßten uns einige Delfine im Revier! Mit Erreichen der Düse zwischen Teneriffa und La Gomera wurde es wieder sportlich anspruchsvoll und es zeigte sich, dass die Crew am Montag eine intensive Trainingsfahrt braucht, um erst einen Tag später zur ca. 10-stündigen Reise nach La Palma aufzubrechen!
Der Hafen San Sebastian de la Gomera liegt wunderschön eingebettet in die steilen Felsen der zerklüfteten vulkanischen Gebirgslandschaft der Insel.
Montag: Bei der intensiven Übungstour Richtung Teide und zurück konnte jeder am Ruder das Anluven und Abfallen bei starkem Seegang erspüren, etliche Male bekamen wir Befehl zum Fieren oder Holen des Vorsegels und man gewöhnte sich an die extreme Krängung in der Düse! Herrlich, bei 23°C und Sonne! Wir lernten uns durch die beiden Abende auf La Gomera mit köstlicher, kanarischer Küche im Hafenviertel und dem gemeinsamen Kochen an Bord am zweiten Abend gut kennen und schätzen.
Dienstag: Um 6:30 Uhr segelten wir aufgeregt, aber gut vorbereitet, in den Sonnenaufgang und frühstückten an Deck mit Kurs auf La Palma, herrlich! Der NO-Passat testete uns nach kurzer Flaute wieder ganz ordentlich, 25 Knoten Wind und 3m hohe Wellen! Wir fuhren mit halbem Wind stundenlang mit starker Krängung durch den schäumenden Atlantik! Das ist so fantastisch und man hat so viel zu tun, dass (meistens) keine Zeit bleibt, an Übelkeit zu denken. Wir erreichten Puerto Santa Cruz de la Palma nach 10 Stunden auf See, ließen den aufregenden See Tag bei leckerem Essen in der historischen Altstadt Revue passieren und fielen todmüde in die Kojen!
Mittwoch: Landausflug auf La Palma
Wir erkundeten gemeinsam in einem 7 Sitzer Mietwagen den Süden der Insel mit dem Vulkan San Antonio und den historischen Salinen, weiter die zerklüftete Küste entlang bis zum tollen Strandort El Puerto de Tazacorte, wo einige nach einem delikaten Lunch ein erfrischendes Bad nahmen! Bei der Rückfahrt führte uns Crew-Mitglied Mario über den Inselrücken La Palmas durchs Naturschutzgebiet „Parque Natural Cumbra Vieja“ und wir erlebten hautnah die beiden unterschiedlichen Wetterseiten der Insel! An der Westseite bei 25°C und Sonne: Baden im Meer, die Passhöhe überquerten wir in dichten Wolken bei 9°C und wieder zurück im Hafen an der Ostseite hatten wir 19°C und Wolken.
Unser Crewmitglied Gerd feierte mit uns auf La Palma bei köstlicher Pizza seinen 60-sten!
Donnerstag: 10 Stunden auf See, Rückfahrt nach La Gomera. Es erwarteten uns 80 km/h Wind! Wir verließen La Palma um 6.30Uhr mit einem Berg geschmierter Brote, die aber diesmal wegen dem heftigen Wellengang (4 Meter) ziemlich verschmäht wurden. Der Platz am Ruder ist heiß begehrt, man hat jede Welle und den Horizont genau im Blick und braucht die ganze Kraft und Aufmerksamkeit um dort bei extremer Krängung zu stehen und die Wellen zu nehmen! Fantastisch! Unser Skipper Rainer Prehn managt auch unerfahrene Segler am Ruder und riskiert dabei auch so manches Mal nasse Socken… DANKE RAINER!
Wir segelten mit Ersatz-Vorsegel, die Roll-Genua hatte einen Riss. Gestern Abend sorgten wir im Hafen für eine kleine Zirkusvorstellung: Beim Austausch des Vorsegels klemmte der Fallschlitten am Vorstag und unser Crew-Mitglied Seyfi ließ sich mit dem Bootsmannstuhl hoch an den Mast hieven!
Filmreif ist auch das tägliche Einholen und Befestigen des Großsegels bei Wind und Seegang kurz vor der Einfahrt in den Hafen! Crew-Mitglied Gerd ist hier Spezialist: bäuchlings kletterte er über den Bug, an der Sorgleine gut gesichert.
Unglaublich, aber wahr: ein weiteres Crew-Mitglied Dieter lädt uns anlässlich seines heutigen 60-sten Geburtstags zum Essen ein! Nach diesem abenteuerlichen Seetag gab es jede Menge bei Bier und Wein zu besprechen!
Freitag: Rückfahrt nach Teneriffa
Unseren letzten Seetag haben wir so richtig genossen! Herrliches Wetter, das Meer glitzerte im Sonnenlicht, wir segelten mit halbem Wind bei gleichmäßiger Brise auf den Teide zu. Im Windschatten des Teide mussten wir dann zeitweise unter Motor fahren und sonnten uns an Deck. „Gleich geht´s los“ verkündete Rainer an der Südspitze Teneriffas und zeigte auf die brodelnde See 100m vor uns! Von einer Sekunde auf die Nächste fuhren wir ein letztes Mal in die Düse, die zwischen Teneriffa und Gran Canaria so richtig Fahrt aufnehmen kann. Wir hatten dort 35 Knoten Wind und 4m hohe Wellen. Hier zeigte Crew-Mitglied Mario kurz vor der Einfahrt in den Heimathafen San Miguel seinen Mut: gut gesichert holte er das Vorsegel ein! Interessanter Zwischenfall: die beiden Vorschot-Leinen verdrallten etliche Male im Sturm miteinander und er musste sie, angeschnallt auf dem Bug hockend in schäumender Gicht, entwirren. Die Männer an den Winschen gaben ihr Bestes mit fieren und holen, gut gemacht!
Glücklich im Hafen angekommen, gab es ein feuchtfröhliches Resteessen an Bord!
Samstag: Nach dieser wirklich fantastischen Woche verabschiedete man sich sehr herzlich, nicht ohne Adressen und Telefonnummern auszutauschen und vielleicht sind tatsächlich Freundschaften entstanden. Es war einfach toll!
Vielen Dank von der ganzen Mannschaft an den wunderbaren Menschen und besten Skipper Rainer Prehn!