Norwegen, Lofoten, endlich mal die viel umworbenen skandinavischen Gewässer befahren.
Nördlich des Polarkreises segeln ist ein besonderes Erlebnis, so hört man es. Start in der Hauptstadt Bodø der Provinz Nordland in Nordnorwegen. Bodø ist die Heimat des weltstärksten Malstroms, der Seeadler, der Mitternachtssonne und der Nordlichter. Südöstlich von Bodø liegt der mit bis zu 22 Knoten stärkste Gezeitenstrom der Welt, der Saltstraumen.
Ziel ist jedoch die Inselgruppe der Lofoten. Achtzig Eilande der Lofoten liegen ca. 100 bis 300 km nördlich des Polarkreises und bieten ein Landschaftsbild aus schroffen Bergen und sehr hübschen nordischen Ansiedlungen. Nach dem Start in Bodø erster Stopp abends in Helnessund, einem kleinen Dörfchen mit einem Hafen von drei Stegen. Eine sehr interessante Anfahrt.
Weiter ging es durch das Naturschutzgebiet Flagsundet Richtung Trollfjord, ein auch von den Hurtigruten als Touristenattraktion befahrener 2 km langer und an der engsten Stelle 100 m breiter Seitenarm des Raftsunds mit seinen steilen bis zu 1084 m hohen Bergen.
In Digermulen NE der Einfahrt zum Trollfjord ankern wir über Nacht.
Die weitere Route wurde mit Ziel Henningsvær über Kabelvåg als Zwischenstopp fortgesetzt. Im etwa 2000 Einwohner zählenden Dörfchen Kabelvåg legten wir eine Kaffeepause mit einer Besichtiung der Vågan-Kirche ein ein. Kabelvåg ist der älteste und war früher auch der größte Fischerort auf den Lofoten. König Øystein I. ließ hier im Jahre 1103 die erste Kirche der Lofoten – die Vågan-Kirche – bauen. Die heutige Vågan-Kirche ist das größte Holzgebäude nördlich von Trondheim, natürlich durfte ein Besuch nicht fehlen.
Henningsvær, das bekannteste Fischerdorf der Lofoten, auch das „Venedig des Nordens“ genannt, ist im Winter Zentrum größter Dorschfischerei weltweit. Es ist ein auf zwei kleinen Inseln urtümliches Fischerdorf mit ungefähr 500 Einwohnern und auch durch seinen Kunstrasen-Fußballplatz bekannt, der als einer der schönsten Sportplätze der Welt gilt.
Am nächsten morgen ging es weiter nach Stamsund. Stamsund liegt auf der Insel Vestvågøy und ist heute einer der größeren Orte auf den Lofoten. Hauptsächlich lebt man hier vom Fischfang und von der Produktion von Stockfisch. Die Trockengerüste für den Stockfisch sind allgegenwärtig und werden auch „Kathedralen der Lofoten“ genannt. Hier machten wir auch wieder nur einen mittäglichen Zwischenstopp.
Unser nächstes Ziel war das kleine süße Fischerdorf Nusfjord mit seinem sehr kleinen urigen Hafen, ein L- Steg für 2 bis maximal 4 Boote, je nach Größe, im Süden der Lofoteninsel Flakstadøy. Ein Besuch der sich in der 1. Etage des Haus Trandamperi befindenden Sauna durfte nicht ausgelassen werden. Aber bitte in Badehose! Im Außensitzbecken genossen wir auf der Anhöhe eine ausgezeichnete Sicht auf das Meer.
Weiter ging es nach Sørvågen, welches auch ein sehr hübsches Örtchen zu sein scheint. Es war ein wunderschöner sonniger Tag. Wir nutzten die Möglichkeit bei einem kurzen Stopp unsere fehlenden Lebensmittel einzukaufen, sowie einige Aufnahmen zu machen bevor wir Sørvågen schließlich wieder verließen.
Eine der südlichsten Inseln der Lofoten sollte das Ziel sein bevor wir die Rückroute von den Lofoten dann wieder zurück Richtung Süden antreten wollten. Somit kamen wir auf der Insel
Værøy, Sørland an. Eine lange, aber interessante Einfahrt, die wiederum bis zum letzten von der Tiefe her möglichen Steg nur terrestrisch navigiert angesteuert wurde. Es wurde an Bord gekocht und am nächsten Morgen den Absprung Richtung Festland Norwegens nach Südost (SE) angetreten.
Svartisen Gletser, der zweitgrößte Gletscher Norwegens und der mit der Gletscherzunge Engenbreen am tiefsten reichende Gletscher des europäischen Festlands, liegt knapp oberhalb des Polarkreises im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark. Das Panorama des Gletschers rückt so plötzlich ins Blickfeldn, dass man zwangsläufig ehrfurchtsvoll innehält. Mit Erreichen der vorgelagerten Inselchen des Festlands, segelten wir hindurch zum Melöy-Fjorden, Skardsfjorden, Holandsfjorden, bis zum Ende genau Richtung Westen. Dort gibt es eine Hütte und einen Steg für ca. 4 – 6 Yachten. Der Wunsch unterhalb des Gletschers anzulegen war bei allen Crewmitgliedern groß. Die Gletscherzunge Engenbreen führt den Svartisen, nahezu bis auf Meereshöhe herab. Der Anblick der bläulich schimmernden Eismassen, die sich im Holandsfjord spiegeln, lässt jegliche Gespräche verstummen. Die schimmernde Eismasse wirkt inmitten der fruchtbaren, grünen Landschaft und den wilden Berggipfeln fast widernatürlich.
Auf Bildern von 2013 sieht man im Vergleich zu heute den Rückschritt des Gletschers, Konturen der Berglandschaft zeigen, dass vor einigen Jahren der Gletscher noch in den See gekalbt hat. Mit Fahrrädern machten wir uns auf Richtung Gletscher und unternahmen auch noch den Aufstieg bis kurz vor den beeindruckenden Eismassen.
Nach diesem abenteuerlichen Landausflug und entspannten Nacht, alle Touristenboote waren weg, ging es bei super Segelwind weiter nach Süden durch den Matskjerfjorden bis nahe Nesna in die Bucht Låvongsbukta. Auch navigatorisch hat das Team super gearbeitet.
Melfjorden, wir nähern uns dem Polarkreis, Gjersvikgrenda. Ein gutes Gefühl den Polarkreis per Segel Richtung Süden zu überschreiten.
Immer noch guter Segelwind, mit Vollzeug lagen wir gut auf der Seite und konnte somit die leider häufig mit Motor unterstützten Etappen vergessen. Leicht regnerisch, viele dunkle Wolken zogen auf. Wir waren gut eingepackt. Endlich mal richtig segeln, trotzdem wir uns einigermaßen im Schutze der kleinen Inselchen in den Fjorden bewegten.
Am Ende des segelreichen Tages konnten wir in der schönen Bucht Låvongsbukta SSE-lich von Nesna vor Anker gehen. Trotz des Windes lagen wir hier sehr ruhig und geschützt.
Am nächsten Morgen Anker auf und direkt unter Segeln den Ankerplatz verlassen war die Aufgabe. Wir segelten ca. 3 Seemeilen zurück Richtung Nord, um in Nesna noch zu tanken, bevor wir aufbrachen zur unserer nächsten Ettappe. Ziel war Brønnøysund. Ein Crewmitglied hat komplett alles terrestrisch navigiert. Und das unter erschwerten Bedingungen. Es zogen Wolken auf, sie teilten die hohen Berge in Unter- und Oberteile. Immer mehr verschwanden die Berge, teilweise spürten wir auch die raue Atlantikdünung, als wir Teilstrecken ausserhalb der sicheren Fjorde segelten. Anspruchsvoll war es mal wieder, in dicker Suppe, wenig Leuchtfeuer, manche sahen wir spät, sie leuchteten einfach nicht. Fast blind, kontrollierend mit Radar unterstützt, erreichten wir aber ohne technische Hilfsmittel, nur mit Karte, Kompass, Fernglas perfekt unsere Einfahrt zum Hafen, nur 100 m vor uns. Gut gemacht, H. aus M, sehr gut.
Hier erfreuten wir uns nach der vorherigen Ankernacht einer schönen warmen Dusche.
Am nächsten Morgen Aufbruch zu einer unspektakulären Marina, Rørvik, allerdings durch die Fjorde unter segelnd, verschiedene Kurse steuern, Halsen und Aufkreuzen. Wir erreichten unseren nächsten Hafen Rørvik bei gut 4-5 Beaufort Windstärken und mussten auf Grund von Platzmangel und mangelnder Hafentiefe am nicht dafür vorgesehenen Kopfsteg der kleinen privaten Anlage festmachen. Das Wetter war an diesem Tag mit Wind und Regen echt gruselig. Den Abend verbrachten wir dann auch nur noch mit kochen, essen und duschen.
Auch am nächsten Tag hatten wir noch ein Etmal von ca. 70 Seemeilen (SM) vor uns, um möglichst nah in die Nähe von Trondheim zu kommen. Und wieder eine interessante navigatorische Leistung ohne elektrische Navigationsinstrumente, diese liefen allerdings zur Sicherheit mit, da Nachtansteuerung, und so erreichten wir den wundervollen idyllischen kleinen Hafen bei Stokksund, Kuringvågen Marina. Wegen guter Zeit- bzw. Streckenersparnis kamen wir in den Genuss von gründlichem Ausschlafen und einem ausgiebigem Frühstück, bevor wir nach Brekstad aufbrachen. Hier konnten wir bereits volltanken und fuhren nach einer unruhigen Nacht, sehr viel Schwell in diesem Hafen, am Freitag weiter nach Trondheim und erreichten somit pünktlich unseren Endhafen. Das sind die Lofoten, empfehlenswert, Kultur, Natur, einfach einzigartig.
Route
Helnessund Grunnfjorden Kabelvåg Henningsvær Stamsund Nusfjord Sørvågen
Værøy
Svartisen Marina Låvongsbukta Nesna Brønnøysund Rørvik Stokksund Brekstad Trondheim